Wie man einen Geburtstag binnen 60 Minuten versäumt

geburtstag

Beginnen möchte ich zu Anfang mit den Worten: "Verdammt!".

 

Es drückt aus was ich dachte, als es zu spät war. Der Film "Lola rennt" sollte umgeschrieben werden in "Jola rennt!", aber das nur am Rande. Was passiert ist möchte ich hier niederschreiben und dem Geburtstagskind zuzusenden, weil dieser Artikel an ihn gerichtet ist und erklärt, warum ich es auch diesmal nicht auf seine Feier geschafft hatte.

 

Z., das Geburtstagskind, ist ein langjähriger Freund. Kennengelernt haben wir uns in einem Hamburger Club, den wir noch in jungen Jahren wöchentlich aufgesucht haben, um dem Alltag mit ein wenig Metalmusik und Bier hinter uns zu lassen. Es war buchstäblich unser Wohnzimmer. Von der Klodame bis zu den Barleuten kannte man (und wenn's nur vom "sehen" war) jeden.

 


Der Club war (zumindest für mich) Pflichtprogramm, weil es einfach nichts besseres gab. Wir hatten einen gemeinsamen Freund an der Bar, den wir gerne aufsuchten, um ein bisschen zu quatschen und die Zeit zu genießen. Der Barkeeper hat uns gerne empfangen und wechselte gerne Worte mit uns. Eines Abends suchte ich wieder die Bar auf, um paar Worte zu wechseln, als ich merkte, dass er sich bereits mit einer anderen Person unterhielt. Der Besucher war groß, hatte langes krausiges Haar und eine Brille. Ich wusste sofort wer er war, denn ihn sah man genauso oft im Club wie alle anderen, tanzenden Persönlichkeiten, die genauso einen guten Musikgeschmack hatten wie ich. Nein - wie wir.

 

 

 

Und? Wie heisst DU denn?

Ich setzte mich rechts neben diesen Fremden, der mich keines Blickes würdigte. Es war mir egal, ich hatte schon etwas Mut angetrunken und fragte "Na, wer bist DU denn?". Ein desinteressierter Blick traf mich, ... (den Rest weiss ich nicht mehr, sorry).

 

Auf jeden Fall - um den Spannungsgrad aufrecht zu halten - kamen wir ins Gespräch. Später dann zum Tanzen und das ging dann immer so weiter. Der war witzig, aufgeschlossen und man konnte ihn gut ärgern. Das fanden Freunde von mir auch. Jedes Wochenende traf man sich einfach irgendwo ohne Termine. Der war halt immer da! Ok, ich auch. Paar Dinge, die ihn unverwechselbar machten:

 

- Er besaß kein Handy. Weil Handys waren doof

- Er hatte einen langen Ledermantel an und einen Hut. Immer.

- Er ist 2 Meter (und mehr) groß - den kannst du nicht verfehlen

 

Z. haben wir gerne gesehen, ob abends im Club oder morgens im Suff. Er unterhielt sich immer sehr gerne und laut. So laut, dass man ihn von Weitem schon hörte, bevor man ihn sah.

 

 

 

Die Geburtstagseinladung (diesmal in Hamburg)

Während meines Studiums musste ich viel Arbeiten, um die viel zu überteuerten Gebühren der privaten Akademie bezahlen zu können. Die Arbeit viel oft auf's Wochenende, so kam es, dass ich nicht mehr so oft feiern war und Z. aus den Augen verlor. Wenn wir uns dann wieder gesehen haben, dann freuten wir uns. Aber auch für mich war es seltener geworden. Das habe ich gemerkt. "Aus den Augen, aus dem Sinn" würde ich nicht sagen, aber es hat sich etwas geändert - das stimmt schon. Umsomehr freute ich mich, als mich dieses Jahr seine Geburtstagseinladung per Email erreichte. Da gehe ich auf jeden Fall hin.

 

Es kommt anders als man denkt

Der Tag der Feier ist gekommen. Früh morgens machte ich mich als erstes auf den Weg nach Buchholz, da ich mir ein Tennisturnier einer Arbeitskollegin anschauen wollte. Der Metronom in Richtung Bremen startete pünktlich am Hauptbahnhof, nichts konnte mich jetzt aufhalten. Angekommen in Buchholz ging ich erstmal mit ihr etwas Essen, danach besuchten wir ihre Wohnung, denn wenn ich schon mal im Ausland Buchholz bin, dann schaue ich mir gerne ihr neues Domizil an. Kurze Zeit später fuhren wir zum Tennisplatz und waren Stunden damit beschäftigt einen erfolgreichen Tag hinter uns zu bringen.

Gegen 18:05 Uhr fuhren wir wieder zurück zum Bahnhof, damit ich mein Metronom in Richtung Hamburg bekomme. Eingestiegen in die Bahn schrieb ich meinem Geburtstagskind ob ich etwas später kommen könnte, weil ich nochmal kurz nach Hause wollte. Ich erfuhr, dass schon viele Leute von "links und rechts" abgesagt hatten, umsomehr freute ich mich bald anzukommen, denn diesmal werde ich bestimmt nicht absagen.

 

Akku leer – Karte weg

Nach dem kurzen Texten per Smartphone (iPhone 5, ein tolles Gerät...) merkte ich, dass der Akku, welchen ich noch morgens auf 100% hatte, nur noch 12% anzeigte. Eine Warnung, die ich sofort nutze, um die Wegbeschreibung von Z. durchzulesen. Ich wusste, dass der Akku nicht mehr lange hält und wollte mich nochmal schnell absichern. Der Name der Straße war schnell in der Email zu finden und ich wechselte schnell auf "Google Maps", um mir den Weg vom Hauptbahnhof besser ansehen zu können. Wem sagen denn heutzutage schon Straßenschilder was, wenn Google Maps für dich denkt.

 

Eduard-... Straße.

Nach Eingabe des Staßennamens passierte es: Mein Handy ging aus. Verdammt! dachte ich und wusste mit meinem Kurzzeitgedächnis nur noch was von "Eduard, Edward, Ediuadro-Staße" und versuchte mich konzentriert zu erinnern, wie die Straße genau hieß. Ich kam zu keinem Ergebnis. Noch im Metronom dachte ich darüber nach wie ich den diese Aufgabe bewerkstellige, bis, ja bis mir die alten Straßenkarten am Bahnhof einfielen. Da finde ich den Namen mit Sicherheit.

 


Ans nach Hause fahren war nicht mehr zu denken, denn mir blieben nur zwei Optionen, entweder:

 

a) Ich mache mich auf die Suche nach Z. und seinem Grill, oder

b) ich fahre nach Hause, lade mein Handy auf, schaue auf die Karte und fahre wieder los

 

Ich entschied mich für Option a und starte meine Suche am Hauptbahnhof. Die Karten sagten mir leider nichts, denn mit halben Straßennamen findet man so schnell kein Ergebnis. Was ich wusste ist, dass die Feier an der Alster stattfand. So machte ich mich auf den Weg und ging an der Alster entlang. Die folgende Karte zeigt meinen Irrweg:

 

Verzweiflung überkam mich

Nachdem ich zwei Angler fragte, ob sie eine Straße namens Eduard-... kennen, schauten mich beide Männer mit der Angel in der Hand an und meinten nur: "Was? Das kenn ich nicht. Das ist die andere Seite der Alster". Die andere Seite der Alster. Diese Worte rufte ich mir wie in Zeitlupe mehrmals vor Augen.... Heisst das, ich muss auf die andere Seite? Aber... das ist doch ganz weit weg! Ich beschloss mich der Herausforderung zu stellen und maschierte auf die andere Seite der Alster in der Hoffnung die Leute demnächst auf der Wiese sitzen zu sehen. Gefühlt Stunden vergingen und es wurde dunkel. Es war also schon 19:30 und später. Was mache ich jetzt? Ich beschloss wieder in Richtung Hauptbahnhof zu gehen und meinen Weg nach Hause anzutreten, um dem Geburtstagskind mitzuteilen, dass ich mich orientierungslos an der Alster aufgehalten habe und nicht wusste wohin.

 

Ich hoffe, dass ich das nächste Mal eine Stadtkarte dabei habe und werde mich beim nächsten Treffen außerordentlich bei Z. entschuldigen. Es tat mir wirklich sehr Leid :-(

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Dewey Magby (Samstag, 04 Februar 2017 19:17)


    Hello there! Do you know if they make any plugins to safeguard against hackers? I'm kinda paranoid about losing everything I've worked hard on. Any recommendations?